Kunst oder bloße Werbung? Auf jeden Fall sind die Filmplakate in der Ausstellung „Hitchcock plakativ“ in der Kreisbibliothek Eutin Zeitdokumente und begehrte Sammelobjekte. Der Initiator der Eutiner Hitchcock-Days, Volker Graap, gewährt anlässlich des diesjährigen 125. Geburtstags des Meisters der Spannung einen Blick in seine Sammlung und präsentiert rund 30 Original-Filmplakate aus fünf Jahrzehnten.
Geöffnet ist die Schau bis zum 23. August dienstags und freitags von 9.30 bis 18 Uhr, mittwochs und sonnabends von 9.30 bis 13 Uhr sowie donnerstags von 9.30 bis 19 Uhr in der Kreisbibliothek Eutin, Schlossplatz 2. Sonntags und montags ist die Bibliothek geschlossen.
Der 55-jährige Preetzer ist seit 1979 leidenschaftlicher Fan von Alfred Hitchcock und seinen Filmen. Vor 40 Jahren ergatterte er dann sein erstes Filmplakat. Damals liefen fünf Krimi-Klassiker – darunter „Das Fenster zum Hof“ und „Vertigo“ – wieder weltweit in den Kinos. Das offizielle Werbematerial, das eigentlich gar nicht verkauft wird, hatte der Teenager den hiesigen Filmtheatern abgerungen. Nach und nach stockte er die kleine Sammlung auf, kam über Kleinanzeigen in Filmzeitschriften an die richtigen Adressen oder fand das eine oder andere Schätzchen auf dem Flohmarkt. Der jährliche Sommerurlaub in Paris wurde zum Kauf von Plakaten in den spezialisierten Shops genutzt. Das Internet hat das Sammeln schließlich erheblich erleichtert. Über Ebay zum Beispiel hat Graap sein ältestes Filmplakat erworben: Das Poster zu „Rebecca“ stammt aus dem Jahr 1951. In Nachkriegsdeutschland feierte die Berlinale ihre Premiere und das oscarprämierte Hitchcock-Drama aus dem Jahr 1940 lief als Eröffnungsfilm.
Ob „Ich kämpfe um Dich“, „Bei Anruf Mord“, „Über den Dächern von Nizza“ oder „Immer Ärger mit Harry“ – gerade die handgemalte Plakatkunst aus den 50er- und 60er-Jahren weckt Nostalgie. Damals waren die Plakatmaler bei der Motivwahl relativ frei, konkrete Vorgaben von den Filmverleihern gab es kaum. Sie konnten sich aber oft nur an Standfotos und der Inhaltsangabe orientieren, häufig bekamen sie den Film gar nicht zu Gesicht. Und dennoch galt es, zentrale Aussagen in einem Bild zusammenzufassen – und zwar werbewirksam und plakativ. Für die Maler galt es in erster Linie, ihren Reklameauftrag zu erfüllen.
Den Status als Sammlerobjekt hat das Filmplakat erst später erhalten. Die meisten Plakate der 1950er-Jahre, hergestellt in Auflagen von 3.000, 5.000 oder 10.000 Exemplaren meist im Format DIN-A1, wurden an Litfaßsäulen oder Bretterwänden verklebt, nach Benutzung im Schaukasten zerstört oder nach Rücksendung des Werbematerials an den Filmverleih vernichtet. Relativ wenig dieser Plakate haben deshalb ihren Einsatz überlebt. Vor diesem Hintergrund dürfte es für Film- und Hitchcock-Fans nicht uninteressant sein, dass die Eutiner Ausstellung ein Fenster in die Vergangenheit öffnet.
Gleichzeitig kann auch die Entwicklung der Plakatkunst nachvollzogen werden: Den handgemalten Postern folgten grafisch und schließlich mit Fotos gestaltete Plakate. Auch der Trend zu internationalen Werbekampagnen ist abzulesen, als die sogenannte visuelle Identität eines Films, also eine einheitliche Motivvorgabe, für maximale Wiedererkennung sorgen sollte. Und nicht zuletzt kann die Ausstellung darstellen, wann Alfred Hitchcock in Deutschland so bekannt wurde, dass man nur mit seinem Konterfei auf den Plakaten die Werbetrommel effektiv rühren konnte – das gab und gibt es bei keinem anderen Regisseur. Im Grunde war in den 60er-Jahren allein schon das Wort „Hitchcock“ zu einem Gütesiegel geworden, zu einem Synonym für Spannung und Nervenkitzel. Plakativer als mit Hitchcock himself konnte gar nicht geworben werden.
Ermöglicht werden die Hitchcock-Days durch die Unterstützung der Sparkasse Holstein und ihrer Stiftungen und der Stadtwerke Eutin sowie den Reporter. Träger ist in diesem Jahr der Verein KulturOrtNord.
Führungen
Möchten Sie ein bisschen mehr über die Plakatausstellung, Alfred Hitchcock und seine Filme erfahren? Wir bieten zwei rund 45-minütige Führungen mit Esther Dörrhöfer und Volker Graap durch die Bilderschau an – und zwar am
• Dienstag, 13. August, um 17 Uhr (zum Hitchcock-Geburtstag)
• Freitag, 23. August, um 16 Uhr (zur Finissage)
Ein kurzes Video: