NightWillFall

Freitag, 27. September 2024 | 20.00 Uhr im Eutiner Binchen-Kino, Albert-Mahlstedt-Str. 2

Night Will Fall – Hitchcocks Lehrfilm für die Deutschen

In Kooperation mit der Gedenkstätte Ahrensbök zeigen wir diesen Dokumentarfilm von André Singer aus dem Jahr 2014. Er zeichnet die Spuren eines Filmprojekts nach, das im Frühjahr 1945 seinen Anfang nahm: Britische Kameramänner waren bei der Befreiung des Konzentrationslagers Bergen-Belsen dabei. Sidney Bernstein, britischer Filmproduzent und Berater des Informationministeriums, wollte ein mahnendes Filmdokument mit dem Titel »Tatsachenbericht über die deutschen Konzentrationslager« herstellen. Seinen Freund Hitchcock gewann er als Berater. Letztendlich verschwand das Projekt in der Schublade. In Singers preisgekröntem Film kommen Zeitzeugen – Überlebende des Holocaust, Soldaten, Kameramänner und Cutter – zu Wort.


Sidney Bernstein erzählt: »Ich gab die Anweisung, alles zu filmen, was eines Tages beweisen würde, dass dies wirklich geschehen war. Es sollte eine Lehre für die Menschheit werden und auch für die Deutschen. Für sie machten wir den Film.« Bei der Sichtung des Materials im Londoner Studio erwartete Hitchcock, der 1924 in Berlin-Babelsberg noch von den deutschen Filmemachern noch so viel gelernt hatte, der blanke Horror. In Bergen-Belsen türmten sich Leichen über Leichen.

Hitchcock hatte teils den Schnitt und die grafische Gestaltung gezeichneter Landkarten mitkonzipiert. Hitchcock ist es zum Beispiel wichtig gewesen, dass lange Kamerafahrten aufgenommen werden, da man diese nicht manipulieren kann.

Zum Stopp des Projektes kam es laut Dokumentarfilmer André Singer, weil es den Briten wichtiger war, dass die Deutschen in ihrer Besatzungszone beim Wideraufbau halfen. Anstatt ihnen einen Film zu zeigen, der sich mit ihrer Schuld auseinandersetzte, wollten sie ihnen Mut machen. Inzwischen ist auch das Filmdokument
»German Concentration Camps Factual Survey« rekonstruiert worden.

Der Eintritt zur Filmvorführung ist frei. Diese Veranstaltung dient Bildungszwecken.

Sonntag, 29. September 2024 | 11.00 Uhr in der Gedenkstätte Ahrensbök, Flachsröste 16

Führung durch das frühe KZ

In einer Führung sollen die Eindrücke aus der Kinovorführung von »Night Will Fall« vertieft werden. An einem Ort, der den Nazis als frühes KZ gedient hat.


Die Gedenkstätte Ahrensbök wurde am 8. Mai 2001 in dem einzigen in Schleswig-Holstein erhaltenen Gebäude eröffnet, in dem 1933 ein frühes KZ bestand. An Beispielen aus der Region werden Anfang, Alltag und Ende der nationalsozialistischen Diktatur zwischen 1933 und 1945 thematisiert. Die Gedenkstätte ist außerschulischer Lernort, Dokumentations- und Ausstellungsstätte, Gedenk- und Nachdenkstätte sowie Bildungs- und Begegnungsstätte.


Wie kaum anderswo lassen sich in Ahrensbök Anfang, Alltag und Ende des Nationalsozialismus an regionalen Beispielen thematisieren. In fünf Dauerausstellungen wird in Bildern und Texten gezeigt, dass Terror und Kriegsfolgen zwischen 1933 und 1945 nicht nur in fernen Orten stattfanden. Auch in Gemeinden wie Ahrensbök und in Regionen wie dem Landesteil Lübeck des Freistaats Oldenburg – später: Ostholstein in Schleswig-Holstein – regierte der nationalsozialistische Terror.

Hier gab es mehrere frühe Konzentrationslager, zahlreiche Lager für Zwangsarbeiter - und Zwangsarbeiter, so genannte Fremdarbeiter, ein Durchgangslager mit überlebenden Häftlingen aus den Konzentrationslagern Auschwitz-Fürstengrube und Mittelbau-Dora am Ende des Krieges. Es wurden Internierungslager für Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter eingerichtet.

In dieser Gemeinde wurde ein KZ zur Schule umgewandelt. Es gab eine Lehrerinnenbildungsanstalt, in der junge Frauen im Schnellverfahren zu Volksschullehrerinnen im Sinne der nationalsozialistischen „Pädagogik“ ausgebildet wurden. Obwohl nur wenige Ahrensböker Bürgerinnen und Bürger jüdischer Herkunft oder jüdischen Glaubens waren, wurde eine große Familie enteignet und zur Auswanderung gezwungen, während Bürger jüdischer Herkunft die zwölf Jahre der Nazi-Diktatur unbeschadet in Ahrensbök überlebten.

Diese Kleinstadt steht exemplarisch für den schwierigen Versuch, die Erinnerung daran vor Ort auf eine feste Grundlage zu stellen. Mit den Ausstellungen in dieser Gedenkstätte soll das allzu lang Vergessene und Unterdrückte öffentlich gemacht werden. 


www.gedenkstaetteahrensboek.de

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